Quelle: www.hna.de vom 03.12.2008
Rubrik: Hann. Münden
|Drucken|

Von Menschen und Mäusen

Für Mielenhausens Jubiläum 2010 verfasst die AG Dorfgeschichte ein Buch

Mit alten Akten und Urkunden kennen sie sich bestens aus: Die AG Dorfgeschichte verfasst zum Jubiläumsjahr ein Buch über Mielenhausen. Auf unserem Bild von links: Margrit Danne, Holger Wesemann, Peter Franke, Rita Wesemann, Anne Specht vom Kulturverein, Ortsbürgermeister Klaus Wedekind, Manfred Wesemann und Hannelore Schröder. Foto: Rudolph

Mit alten Akten und Urkunden kennen sie sich bestens aus: Die AG Dorfgeschichte verfasst zum Jubiläumsjahr ein Buch über Mielenhausen. Auf unserem Bild von links: Margrit Danne, Holger Wesemann, Peter Franke, Rita Wesemann, Anne Specht vom Kulturverein, Ortsbürgermeister Klaus Wedekind, Manfred Wesemann und Hannelore Schröder. Foto: Rudolph

Von Katja Rudolph

Mielenhausen. Wer wirklich tief in die Geschichte eindringen will, darf keine Angst haben, sich auch mal die Hände schmutzig zu machen. Diese Erfahrung haben die Mitstreiter der AG Dorfgeschichte gemacht, die zum 750-jährigen Bestehen Mielenhausens ein Buch herausgeben möchte. Viele wichtige Akten, die die Hobbygeschichtsforscher für ihr Werk auswerten, waren vor Jahren in einem großen Haufen Unrat versunken.

Im Erdkeller der Feuerwehrgerätehauses verbargen sich in diesem Müllberg unter anderem die Protokollbücher der Gemeinde aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert und ein alter Vertrag aus dem Jahre 1405 über den Verkauf der Holzrechte an das Kloster Hilwartshausen. Ein wertvoller, aber zunächst etwas unappetitlicher Fund, berichtet Manfred Wesemann: "Da waren auch vierbeinige Nager schon dazwischen, mit allen Hinterlassenschaften - das war nicht immer angenehm", sagt der Koordinator der AG lachend.

Von 1260 bis zur Gegenwart

Unter anderem aus diesen historischen Unterlagen entsteht jetzt die Geschichte Mielenhausens von den Anfängen im Jahr 1260 bis heute. 750 Jahre auf 300 Seiten abzuhandeln, dieses ehrgeizige Ziel hat sich die sechsköpfige AG gesteckt - und in den vergangenen zwei Jahren schon mehrere hundert Stunden Arbeit in die Vorbereitungen für das Buch investiert. Zur Eröffnung des Jubiläumsfeierlichkeiten im März 2010 soll das Werk vorgestellt und zum Verkauf angeboten werden.

Anfangs, so Manfred Wesemann, habe er noch Sorge gehabt, dass es gar nicht genug Stoff gebe, um 300 Seiten zu füllen. Inzwischen hat sich das ins Gegenteil verkehrt: All das Erarbeitete könne man wahrscheinlich gar nicht in dem Buch unterbringen.

Wichtig ist den Heimatgeschichtsforschern vor allem, keine trockene Chronik voller Zahlen zu erstellen, sondern Interessantes aus 750 Jahren Dorfgeschichte lebendig und anschaulich zu vermitteln. "Die Menschen sollen im Mittelpunkt stehen", sagt Manfred Wesemann: "Wir wollen zeigen, wie die Mielenhäuser früher gelebt haben und auch überprüfen, ob es wirklich die so genannte gute alte Zeit war."

"Wir wollen zeigen, wie die Mielenhäuser früher gelebt haben und auch überprüfen, ob es wirklich die so genannte gute alte Zeit war."

MANFRED WESEMANN

Dass es den Dorfbewohnern in früheren Jahrhundertennicht immer so gut ging wie heute, zeigt zum Beispiel der Bericht eines Medizinalrates, der 1907 in Mielenhausen unterwegs war, um die hygienischen Umstände unter die Lupe zu nehmen. Die Jauche lief damals auf die Straße, und die Wohnungen waren so niedrig und feucht, dass die Menschen erkrankten.

Andere Sorgen hingegen waren früher nicht so anders als heute: Aus einem Winter Ende des 19. Jahrhunderts ist eine Beschwerde des hiesigen Lehrers überliefert, der sich beim königlichen Amt über Kinder ereifert, die auf der Straße rodeln, sodass die Wege glatt würden und eine Gefahr für die Dorfbewohner darstellten.

Hexenverbrennung

Auch dunkle Kapitel der Dorfgeschichte wird das Buch nicht aussparen: So wurde im 16. Jahrhundert die Tochter eines Schafhirten in Mielenhausen als angebliche Hexe geschmäht und verbrannt.

Von diesem gräßlichen und weit zurückliegenden Ereignis wird es in dem Buch zur Dorfgeschichte zwar kein Bild geben. Insgesamt mangelt es aber nicht an optischen Auflockerungen: Viele Mielenhäuser hatten auf einen Aufruf hin alte Aufnahmen leihweise zur Verfügunggestellt, darunter auch historische Klassenfotos aus der Dorfschule. Bei insgesamt 1700 Bildern hat die AG nun die Qual der Wahl.




© HNA Online
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung der Verlag Dierichs GmbH & Co KG

+++ Der direkte Draht zur HNA +++
Redaktion:
0561-203-00 Anzeigen: 0561-203-03 Vertrieb: 0561-203-07

Fenster schließen.